Sei dein eigener Fan

sich selbst feiern, Erfolg

Im Moment passieren in meinem Berufsleben einige neue Dinge: neue Kunden, neue Projekte, eine neue Fortbildung und mehr Einkommen. Ich bin enthusiastisch, stolz und voller Vorfreude, was ich mit diesen neuen Kenntnissen und Erfahrungen anfangen werde.

Am liebsten würde ich mir ein Schild basteln und es mir um den Hals hängen, damit die ganze Welt weiß, was für eine wunderbare Lektorin ich bin. Gut, jedem davon erzählen würde schon genügen.

Aber ich lass es. Ich behalte das meiste für mich, erzähle nur meinen engsten Freundinnen und Freunden sowie Familienmitgliedern davon.

Mein Leben ist toll. Ich stehe auf, wann ich will, reise, wohin es mich zieht, arbeite nur an Projekten, die mir Spaß machen, und verdiene ausreichend, um mir die meisten Wünsche zu erfüllen. Und vor allem bin ich von niemandem abhängig.  

Dennoch tu ich mich schwer damit, meine Erfolge zu feiern und mit anderen zu teilen. Ich hab dieses Jahr beruflich so hohe Sprünge gemacht wie noch nie, und trotzdem spiele ich sie vor anderen oft herunter.

Klar bin ich stolz drauf – aber muss ich diesen Stolz offen zur Schau stellen?

Wann immer ich mit engen Freund*innen über Erfolge spreche, über Dinge, in denen wir gut sind und die uns mit Stolz erfüllen, begegnet mir dieses Phänomen: Wir spielen unsere Talente und Leistungen herunter. Wir reden uns ein, dass die Umstände günstig waren, dass wir ja viel Unterstützung hatten oder dass jeder andere das auch geschafft hätte.

Sogar in einer Fortbildung neulich mit elf anderen Lektorinnen drehte sich darum das am häufigsten abgegebene Feedback: dass das Seminar das Selbstbewusstsein geboostert hat. Das Selbstbewusstsein, dass wir gut sind in dem, womit wir unser Geld verdienen.

Das Problem ist nur: Wenn wir nicht selbst von uns überzeugt sind, ist es meistens keiner.

Wie sollen denn andere von meiner Arbeit begeistert sein, wenn ich es nicht einmal selbst so ganz bin? Begeisterung steckt an, aber dafür muss man sie erst einmal in die Welt schicken. 

Dabei habe ich persönlich nicht einmal Angst zu scheitern. Für mich ist es mehr mein Stolz, der verletzt werden könnte. Schlimmer als ein Misserfolg ist für mich, ihn einzugestehen. 

Manchmal stehe ich mir damit selbst im Weg, denn natürlich frage ich aus diesem Grund auch oft nicht nach Hilfe, um ein Ziel (schneller) zu erreichen. Ich bin eine Einzelkämpferin, wo ich keine sein müsste, nur weil ich Angst habe, was andere denken könnten, wenn ich etwas nicht schaffe.

Über seinen Schatten zu springen und die Komfortzone zu verlassen ist immer schwierig. Aber nur wenn etwas schwierig ist, wächst man daran. 

Mein Leben, wie ich es gerade lebe, habe ich mir auch nicht aus dem Ärmel geschüttelt. Ich habe es mir hart erarbeitet, Geld, Zeit und Tränen investiert und Durchhalteparolen aufgesagt, wenn es über Wochen nicht einfacher wurde. Heute bin ich unendlich froh darum und sehe, wie sehr ich in diesen Zeiten gewachsen bin. 

Niemals wäre ich da, wo ich heute bin, wenn ich nicht wüsste, wie gut ich bin. Klingt eingebildet, aber überleg mal: Wenn ich von meinen Fähigkeiten nicht überzeugt wäre, hätte ich gar keinen Antrieb.

Mein Wissen um mein Talent und mein Können treibt mich an.

Es scheint vor allem ein Frauenproblem zu sein, seine eigenen Erfolge nicht als das zu sehen, was sie sind: Erfolge. Wir nennen sie Zufälle, Glück oder benennen sie überhaupt nicht. Dabei sollten wir – wenn wir etwas erreicht haben, auf das wir stolz sind – damit wahrlich hausieren gehen. Wir sollten uns damit schmücken und unsere Begeisterung über uns selbst nicht in die letzte Ecke im Schrank packen.

Jeder freut sich darüber, wenn er gelobt oder für etwas gefeiert wird. Warum also gönnen wir uns diese Freude nicht selbst? Warum sind wir selbst nicht unsere größten Fans?

Man kann nicht genug von sich selbst überzeugt sein, wenn man beruflich viel erreichen will.

Natürlich heißt das nicht, dass ich die Nase über allen anderen trage, andere niedermache oder die Realität aus den Augen verliere. Absolut nicht. Aber die meisten Menschen tendieren eben leider zu Selbstzweifeln, weshalb die Gefahr von einem übertriebenen Selbstbewusstsein häufig ohnehin nicht besteht.

Wenn man aber im gesunden Maße von sich selbst begeistert ist, tut man sich und schlussendlich auch anderen viel Gutes damit. Starke, selbstsichere Menschen sind viel eher fähig, die Welt besser zu machen, als solche, die ständig mit Selbstzweifeln beschäftigt sind. 

Unsere Gedanken manifestieren sich im Außen, wir bilden also unsere eigene Wirklichkeit. Wenn ich mich selbst für eine Verliererin halte, umgebe ich mich tendenziell auch mit Verlierer*innen, da ich unbewusst der Meinung bin, es nicht anders zu verdienen. Genauso umgekehrt: Wenn ich mich gut finde, lasse ich Gutes in mein Leben, da ich es verdiene. 

Wir sollten nutzen und schätzen, was uns mitgegeben wurde, was wir können und was wir erreichen. Sonst bringt es keinem etwas. Also: Sei dein eigener Fan! Worin bist du gut? Steh dazu!

Annette Nenner

Annette Nenner

Mein Herz schlägt für das geschriebene Wort, das Unterwegssein und Tiere jeder Art. Mit meiner Arbeit möchte ich die Welt verbessern und das Internet um richtig gute Texte bereichern.

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