Vor allem auf
Instagram bekomme ich häufig die Frage gestellt, wie das geht – ortsunabhängig arbeiten. Außerdem wollen viele wissen, ob ich nicht einsam bin, wie ich Leute kennenlerne, welche Fallstricke es gibt und wonach ich die Reiseziele aussuche. Hier beantworte ich die wichtigsten Fragen – so findest du heraus, ob dieses Modell auch für dich passen könnte.
Hast du genug Disziplin?
Dieser Punkt gilt vor allem für selbstständige Reisende. Selbstbestimmung und Selbstverantwortung sind zwei sehr wichtige Punkte, wenn du ortsunabhängig arbeiten willst. Die Freiheit ist verlockend – schnell verbringt man wochenlang am Strand, auf Partys oder bei Ausflügen. Ich hatte diese Phase auch, ganz am Anfang, als ich noch keinen Schimmer vom Arbeitsleben hatte (ich hab mich direkt nach dem Studium in die Selbstständigkeit gestürzt). Nach drei Monaten spürte ich, dass kein Geld reinkommt. Seitdem hab ich kein Problem mehr mit meiner Disziplin. Was außerdem enorm hilft, ist
die Liebe zu meinem Job. Ich freue mich fast jeden Tag darauf, den Laptop aufzuklappen. Wer diese Freude am Beruf nicht mitbringt, wird jedoch wahrscheinlich Schwierigkeiten bekommen und lieber Cocktails schlurfen, statt in die Tasten zu hauen.
Kommst du mit den Schattenseiten klar?
Von überall arbeiten: Für viele ist das der Traum schlechthin. Ich sage jedoch: Die meisten würden ihn gar nicht verwirklichen, auch wenn sie es könnten. Vielleicht folgst du mir schon länger auf
Instagram, wo ich fast täglich Eindrücke von meinen Reisen teile. Klar zeige ich hauptsächlich die sonnigen Seiten. Dass ich aber stundenlang in der Bude oder im Coworking Space sitze und arbeite, vergessen viele. Da bleiben am Feierabend noch ein paar Stündchen, um die Gegend zu erkunden. Für mich ist das trotzdem super, denn das Lebensgefühl insgesamt ist dennoch ein anderes als zu Hause. Allerdings ist es in der Vorstellung wahrscheinlich viel aufregender.
Wenn man wie ich auch noch ein introvertierter Mensch ist, dann ist längst nicht alles kunterbunt. Dann gibt es auch mal einsame Tage oder man landet an Orten, an denen man keine Freund*innen findet. Damit muss man erst einmal klarkommen.
Hältst du die Unsicherheit aus?
Bevor du losziehst, musst du sicher sein, die Unsicherheit auszuhalten, die mit diesem Lebensstil einhergeht. Nicht immer weiß man sicher, ob man einen guten Platz zum Arbeiten, Freund*innen, eine schöne Bleibe oder überhaupt Internet findet. Je nach Land kann es Strom- und Wasserausfälle geben (mir passiert in Puerto Rico, Ägypten, Malaysia und Kuba). Wenn du noch dazu selbstständig bist, musst du dich selbst um Aufträge kümmern, dafür sorgen, dass genug Geld aufs Konto kommt und du irgendwie für die Zukunft vorsorgst. Dazu kommen Fragen wie die nach der Anmeldung deines Business, Abmeldung aus Deutschland, Versicherungen und Bankkonten. Das alles muss man selbst regeln – kein Staat und kein Arbeitgeber hilft dabei.
Magst du das langsame Reisen?
Der relativ häufige Ortswechsel ist Fluch und Segen zugleich – genauso wie die freie Zeiteinteilung. Wer keine festen Bürozeiten oder Kolleg*innen hat, der braucht eigene Routinen und – wie schon angesprochen – eine gute Disziplin. Beides funktioniert nicht, wenn man alle paar Tage weiterreist. Nach der Ankunft an einem neuen Ort muss man erst einmal herausfinden, wie alles läuft, wo man arbeitet, einkauft, Ruhe findet. Ich kenne darum keinen ortsunabhängig Arbeitenden, der weniger als zumindest einen Monat an einem Ort bleibt. Ich selbst bleibe meistens mindestens zwei. Es braucht Zeit, eine produktive Arbeitsumgebung zu schaffen. Schnelleres Reisen mit gleichzeitigem Arbeiten funktioniert meiner Meinung nach nicht.
Bist du ein Freigeist?
Freiheit und Selbstbestimmung sind die beiden Werte, die alle digitalen Nomad*innen vertreten. Sie müssen für dich wichtiger sein als das Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität. Du musst dich damit abfinden, dass von jetzt auf gleich alles anders sein kann und wird – etwa wenn du den Ort wechselst oder deine auf Reisen gefundenen Freund*innen weiterziehen und du erst einmal allein dastehst. Mir ist das auf
Teneriffa passiert, als eine enge Freundin abreiste und ich erst einmal in ein Loch fiel. Ortsunabhängig arbeiten bedeutet leider, oft Abschied zu nehmen.
Bist du unerschrocken genug?
Es braucht eine ganze Menge Mut für diesen Lebensstil. Ständig in Neues einzutauchen – das ist nicht für jeden das Richtige. Wenn du wie ich meistens allein reist, musst du dich entweder mit dem Alleinsein auseinandersetzen oder offen für neue Bekanntschaften sein. Jeder Ort ist spannend, aber auch mit Tücken verbunden, und man weiß nie, was einen erwartet. Kurzum: Jedes Ankommen ist wie ein Sprung in unbekannte Gewässer (außer du gehst ständig an die gleichen Orte). Mach dir Gedanken, ob du das willst.
So, hoffentlich hat dir mein kleines Frage-Antwort-Spiel etwas geholfen. Vielleicht hat es dir sogar ein bisschen die Augen dafür geöffnet, was
Arbeiten auf Reisen bedeutet und ob du dieses Leben mal ausprobieren möchtest. Schreib mir gerne in die Kommentare oder eine Nachricht, wenn du noch mehr über das ortsunabhängige Arbeiten wissen möchtest.